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8. April 2025

Der BvLB zur Situation der beruflichen Bildung im Frühjahr 2025

„Fehlende Bildung ist die Basis für viele Probleme in unserer Gesellschaft“.  Diese lapidare Feststellung ist aktuell vielerorts immer wieder zu hören. Dazu passen als empirische Evidenzen, die für die deutschen Schulen sowie für ihre Schülerinnen und Schüler desillusionierenden Ergebnisse in den internationalen Schulleistungsvergleichen, wie beispielsweise PISA oder TIMSS. Speziell für die berufliche Bildung mag eine andere Information gleichermaßen alarmierend sein: Im Jahr 2024 waren in der Bundesrepublik rund 2,9 Mio. junger Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsabschluss – und das in Zeiten eines eklatanten Arbeits- und Fachkräftemangels.

Damit wird offensichtlich, dass das deutsche Bildungssystem in Unordnung geraten ist! Es befindet sich in einer gefährlichen Abwärtsspirale. Dies gilt sowohl für die Allgemeinbildung und in etwas schärferem Maße für die berufliche Bildung. Das ist mehr als eine Herausforderung, verbirgt sich doch hinter dieser Situation gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Sprengstoff.

Daher muss es ein Ziel der neuen Bundesregierung sein, das deutsche Bildungssystem fit für das 21. Jahrhundert zu machen.

Was das für die berufliche Bildung und damit für die beruflichen Schulen bedeuten muss, soll im Folgenden konkretisiert werden.

Die deutsche berufliche Bildung genießt international noch immer ein relativ hohes Renommee. Ihre Qualität wurde in der Vergangenheit als einer der Gründe für den Erfolg der deutschen Wirtschaft auch in schwierigen Zeiten angesehen. Besondere Merkmale der beruflichen Bildung sind ihre Anbindung an den Arbeitsmarkt, die Sozialisation ins Berufsleben sowie ihre Einbindung in das Berechtigungswesen. An den beruflichen Schulen können neben den Berufsausbildungsabschlüssen die beruflichen Weiterbildungsabschlüsse bis zum DQR-Niveau 7 (Master Professional) erworben werden sowie alle allgemeinbildenden Schulabschlüsse.

Die berufliche Bildung hat mit ihrem breiten Spektrum an Bildungsgängen und -wegen und der damit geschaffenen Durchlässigkeit im Bildungssystem sowohl für die Entwicklung der Individuen als auch für Gesellschaft und Wirtschaft eine überaus hohe Bedeutung. Daher ist ihr und den beruflichen Schulen höchste Aufmerksamkeit zu widmen. Gleichzeitig bedeutet das für die Politik, die beruflichen Schulen personell und materiell so auszustatten, dass sie zukünftig wieder ihrem wichtigen Bildungsauftrag voll gerecht werden können.

Daher fordern die beiden Vorsitzenden des BvLB, Pankraz Männlein und Dr. Sven Mohr, die Koalitionspartner von CDU/CSU und SPD mit aller Dringlichkeit auf, in den aktuell laufenden Koalitionsverhandlungen Unterstützungs- und Fördermaßnahmen für die berufliche Bildung und ihre Rahmenbedingungen in ihren Koalitionsvereinbarungen mit zu berücksichtigen.

Das betrifft die folgenden Bereiche:

Die Infrastruktur für alle beruflichen Schulen hat sich hinsichtlich der Gebäude wie auch der technischen Ausstattung entsprechend den Erwartungen an einen Arbeits- und Lernort im 21. Jahrhundert zu orientieren. Nur so wird berufliche Bildung den Erwartungen von Gesellschaft und Wirtschaft entsprechen können und damit für die jungen Menschen wie auch für die bereits im Dienst stehenden sowie für die potenziellen Lehrkräfte attraktiv sein.

Das bedeutet im Einzelnen:

  • Der Investitionsstau in Bezug auf die Schulgebäude und ihre Infrastruktur ist zu beseitigen.
  • Die Schulgebäude sind hinsichtlich der Bedarfe eines zeitgemäßen Unterrichts (z. B. offene und flexible Raumgestaltung) anzupassen.
  • Die Schulen brauchen auch zusätzliche Lern-, Arbeits- und Funktionsräume für besondere Lehr-Lern-Arrangements.
  • Für die erfolgreiche Arbeit beruflicher Schulen sowie eine flexible und bedarfsgerechte Schulentwicklung sind die kontinuierliche Anpassung der Ausstattung an den technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt unerlässlich.

 

Die Schülerinnen und Schüler erwarten eine auf die Zukunft gerichtete berufliche Bildung. Das setzt aber eine entsprechende Lehrkräfteaus-, -fort- und -weiterbildung voraus: Ein Lernen für den und in dem Beruf.

Das bedeutet im Einzelnen:

  • Die Lehrkräfteaus-, -fort- und -weiterbildung muss sich an den aktuellen und zukünftigen Erfordernissen inhaltlich neu orientieren: Digitalisierung, Internationalisierung, BNE, Inklusion, Integration, Migration u.v.a.m.
  • Die methodisch-didaktische Qualifizierung ist auf und an den neuen digitalen bzw. medialen Möglichkeiten auszurichten.
  • Für die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte sind neue Modelle und Organisationsformen zu entwickeln: Duales Lehramtsstudium, neue Fort- und Weiterbildungsformen, z. B. längere Vollzeit-Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, z. B. für ein volles Schulhalbjahr.

 

Das Lehramt an beruflichen Schulen ist so auszugestalten, dass es für junge Menschen wieder attraktiv wird, sich für den Beruf der Lehrerin bzw. des Lehrers zu entscheiden.

Das bedeutet im Einzelnen:

  • Die Entscheidung für den Beruf als Lehrkraft muss mit attraktiven Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen sowie mit interessanten Entwicklungsmöglichkeiten verbunden sein.
  • Die pädagogischen Befugnisse der Lehrkräfte sind zu stärken. Durch die Verbesserung einer Vertrauenskultur im Bildungssystem kann gleichzeitig ein Beitrag zur Steigerung der Wertschätzung für Lehrkräfte geleistet werden.
  • Lehrkräfte sind von administrativen, technischen und sozialpsychologischen Aufgaben und von Berichtspflichten zu befreien. Diese Tätigkeiten sind von Multiprofessionellen Teams zu übernehmen.
  • Lehrkräfte benötigen im Falle gerichtlicher Verfahren eine verbesserte politische Rückendeckung und juristischen Beistand.

 

In den folgenden Bereichen ist ein zielgerichtetes Handeln an beruflichen Schulen in besonderem Maße geboten:

  • Der Sicherung bzw. Verbesserung der Unterrichtsversorgung an allen Schulstandorten der beruflichen Bildung ist höchste Priorität einzuräumen.
  • Das System der beruflichen Bildung braucht größere und flexiblere Handlungs- und Entscheidungsräume.
  • Das Schulmanagement beruflicher Schulen ist zu professionalisieren.

 

„Nur wenn jetzt die neu zu bildende Bundesregierung gemeinsam mit den Landesregierungen verantwortungsvoll handelt und die entsprechenden Investitionen in die Zukunft unserer jungen Menschen tätigt, kann Deutschland weiterhin seinem Anspruch als Vorbild für Modernität und Qualität beruflicher Bildung gerecht werden“, so die beiden Bundesvorsitzenden Pankraz Männlein und Dr. Sven Mohr.

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