In einem Rundbrief zum Beginn des neuen Schul- und Ausbildungsjahres an die Landesverbände des Bundesverbands der Lehrkräfte für Berufsbildung – Die Berufsbildner – skizzieren die beiden Bundesvorsitzenden Pankraz Männlein und Dr. Sven Mohr die aktuellen Herausforderungen der beruflichen Bildung, die von dem Management der Coronapandemie bis hin zur Digitalisierung reichen. Dabei gehen sie vom Bildungsauftrag der beruflichen Schulen aus, der darin besteht, „mit den beruflichen Bildungsgängen die Potentiale der jungen Menschen zu erschließen und sie bestmöglich für ihren beruflichen und privaten Lebensweg vorzubereiten“.
Um dieses Ziel zukünftig verlässlich zu erreichen, muss eine Vielzahl wichtiger Bedingungen erfüllt sein:
– Aufgrund der Erfahrungen aus den zurückliegenden Coronajahren erwarten die Kolleginnen und Kollegen im Schuljahr 2022/23 ein effizienteres und an der Situation im Einzugsbereich der beruflichen Schulen orientiertes flexibles Pandemiemanagement, bei dem der Gesundheitsschutz von Schülerinnen und Schülern sowie ihrer Lehrkräfte absolute Priorität genießt.
– Unser ausdifferenziertes Berufsbildungssystem mit seinem großen Angebot an Bildungsgängen ist strukturell und inhaltlich kontinuierlich weiterzuentwickeln, damit es zukunftsfähig bleibt.
– Die Unterrichtsversorgung an allen Schulstandorten ist so zu gestalten, dass der tatsächliche Lehrkräftebedarf gewährleistet wird. Hier wünscht sich der BvLB mutige und auch unkonventionelle Lösungen seitens der Ministerien.
– Mut und Tatkraft sind auch im Bereich der Multiprofessionellen Teams (MPT) gefordert, weil hier nach wie vorerheblicher Handlungsbedarf besteht. Die Etablierung dieser MPTs wird die Kollegien entlasten und Kräfte freisetzen für die originär pädagogischen Aufgaben im engen Zusammenhang mit der Unterrichtsarbeit.
– Im innerschulischen Bereich ist der zu umfangreich gewordene Aufgabenkatalog der Schulen auf ein realistisches Maß zu reduzieren. Die Lehrerschaft ist zwar bereit, viele Aufgaben zu übernehmen. Es ist aber nicht hinzunehmen, wenn gesamtgesellschaftspolitische Aufgabenstellungen häufig ohne ausreichende Reflektion den Schulen – quasi als Reparaturbetrieb – zugewiesen werden.
– Die beruflichen Schulen müssen intensiver und effektiver unterstützt werden, ohne dass diese Unterstützung vor Ort als Gängelung wahrgenommen wird. Die eingeforderte Unterstützungsleistung bezieht sich auf viele Bereiche: Fortbildungsveranstaltungen und Weiterqualifizierungsmaßnahmen, Verbesserung und Intensivierung von Kooperationen, Entlastung der Kolleginnen und Kollegen bei den überbordenden Verwaltungsaufgaben u. v. a. m., um so Freiräume für die pädagogische und unterrichtliche Arbeit der Lehrkräfte zu schaffen.
– Struktur und Organisation der beruflichen Schulen haben sich grundsätzlich bewährt. Aber gleichzeitig benötigen die Schulen größere Handlungsspielräume, um vor Ort auf spezifische Anforderungen schnell, flexibel und angemessen reagieren zu können, indem sie z. B. entsprechend der aktuellen Pandemielage unterschiedliche Kombinationen von Präsenz- und Distanzlernen erfolgreich umsetzen können.
– Gemeinsam mit anderen leisten die beruflichen Schulen einen wirkungsvollen Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels. Dieser Beitrag muss auf die jeweilige Region und für bestimmte Branchen abgestimmt sein.
– Zur Förderung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen durch gut ausgebildete Fachkräfte müssen die Bildungsgänge effektiv weiterentwickelt werden, damit die zukünftigen Fachkräfte zur Gestaltung einer nachhaltigen und pluralen modernen Gesellschaft beitragen können. Dies umfasst auch eine intensive Verbesserung der Rahmenbedingungen an den Schulen durch zeitgemäße Lernumgebungen und eine moderne technologische Ausstattung.
Der BvLB und seine Landesverbände werden auch im kommenden Schuljahr darauf drängen, dass Maßnahmen zur Bewältigung der beschriebenen Herausforderungen durch die Bundesregierung wie auch durch die Landesregierungen zügig angegangen werden.
Pankraz Männlein und Dr. Sven Mohr