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16. Oktober 2020

Rasant steigende Infektionszahlen: BvLB kritisiert Ideenlosigkeit der Kultusminister

20 – 5 – 20: Mit dieser Zahlenkombination sollen die beruflichen Schulen über den Winter kommen und den Präsenzunterricht gewährleisten. Das zumindest sieht das Lüftungskonzept der Kultusminister trotz rasant steigender Infektionszahlen vor: 20 Minuten Unterricht, 5 Minuten Stoßlüften, um dann erneut 20 Minuten unterrichten zu können. „Bei einer Vielzahl an Schulen können nicht einmal die Fenster richtig geöffnet werden. Und können Schulräume nicht gelüftet werden, sind sie aus innenraumhygienischer Sicht nicht für den Unterricht geeignet. Das hat das Umweltbundesamt den Kultusministern erst heute ins Stammbuch geschrieben. Die Ideenlosigkeit, mit der die Politik darauf reagiert und am bedingungslosen Präsenzunterricht festhält, ist fatal“, sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Bundesverbandes der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. (BvLB).

Statt den Wissenschaftlern, die die Kultusministerkonferenz selbst beauftragt hat, Gehör zu schenken und daraus Maßnahmen abzuleiten, verharre die Politik in Tatenlosigkeit und beschönige die Situation, kritisiert Eugen Straubinger, ebenfalls BvLB-Vorsitzender, und empfiehlt: „Statt mantrahaft alles schön zu reden, müssen gemeinsam schnell umsetzbare Lösungen herbeigeführt werden. Dabei gilt es auch, unkonventionelle Wege zu beschreiten. So könnten beispielsweise leerstehende Veranstaltungslocations als zusätzliche Unterrichtsräume genutzt werden, um Schulklassen zu teilen und so das Gesundheitsrisiko für Lehrkräfte wie Schülerinnen und Schüler zu minimieren. Denn die Unversehrtheit aller hat oberste Priorität, um nicht sehenden Auges in die Katastrophe einer erneuten völligen Schulschließung mit all ihren gesellschaftlichen Folgen zu rutschen.“

Die Universität der Bundeswehr hat erst Ende September eine Studie vorgelegt, wonach Lüften allein ohne ergänzende Luftreiniger und CO2 Messgeräte in vielen Klassenräumen nicht ausreichend ist, um eine weitestgehend unbelastete Luftqualität zu garantieren. „Um alle 8600 berufsbildenden Schulen bundesweit mit dieser Technik auszustatten, muss die Politik bei einem Einzelpreis von 2000 Euro pro Kombigerät 17,2 Millionen Euro investieren. Das sind im Vergleich zu den neun Milliarden Euro, die die Rettung der Lufthansa bisher gekostet hat, Peanuts“, sagt Maiß und betont: „Das sollte es den Regierenden wert sein, um das Recht auf Bildung in der Coronakrise nicht zu verspielen und den Forderungen der Wirtschaft als duale Bildungspartner nach gut ausgebildeten Kräften Rechnung zu tragen.“

Fakt ist aber auch, dass „wir nur mit einem Mix aus Präsenz- und Distanzunterricht durch die Krise kommen und das Verhältnis zueinander immer wieder nachjustieren müssen. Da hybrider Unterricht deutlich zeitaufwendiger und personalintensiver ist, müssen die Berufsbildner dringend entlastet werden. Die Belastungsgrenze der einzelnen Lehrkräfte in den Schulen ist längst überschritten. Die Arbeitszeiten liegen jenseits dessen, was gesundheitlich vertretbar ist. Die beruflichen Schulen, ohnehin schon seit Jahrzehnten personell gebeutelt, brauchen dringend zusätzliche Lehrkräfte und Experten vom Sozialarbeiter bis hin zum IT-Spezialisten, die als multiprofessionelle Teams agieren können. Nur so kann qualitativer Unterricht auch in der Krise gewährleistet werden“, sagt Straubinger.

Eugen Straubinger und Joachim Maiß

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