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15. September 2019

Ausbildung 4.0: Mangelwirtschaft statt Digitalkompetenz

Um bei der dynamisierten Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft Schritt halten zu können, muss die berufliche Bildung „Jenseits des Kabels“ auf allen Feldern revolutioniert und intelligente Konzepte entwickelt werden. Das fordert der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. schon lange und hat gesetzte Standards bei der Digitalisierung des schulischen Alltags definiert: Gigabit für alle, leistungsstarkes W-LAN in allen Klassenräumen, „Bring your own device“ (BYOD) und Cloudtechnologie. Nur vielfach fehlt die technische Ausstattung noch, ebenso wie der Breitbandanschluss und qualifizierte Lehrkräfte. Das offenbart auch der diesjährige Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der jüngst in Berlin vorgelegt wurde und für den über 16 000 Auszubildende befragt wurden.

„Die Ausbildung 4.0 kämpft mit einer Mangelwirtschaft anstatt mit Digitalkompetenz zu trumpfen“, sagt Joachim Maiß, einer von zwei BvLB-Bundesvorsitzenden und betont: „Die berufsbildenden Schulen sind das Bindeglied zur Wirtschaft. Die Anforderungen der Betriebe sind maßgeblich für das, was wir vermitteln. Dabei haben wir im Zuge der Digitalisierung die schwierige Aufgabe, für eine Zukunft auszubilden, von der man nicht weiß, wie sie aussieht“, sagt Maiß und manifestiert: „Berufliche Schulen müssen Kompetenzzentren für berufliche Bildung in der digitalen Transformation werden“.

Um hier erfolgreich sein zu können, müssten Technik und Didaktik zusammengeführt werden. Die berufliche Bildung braucht Learn-Labs, wo die Transformation gelebt wird sowie digitale Klassenräume, die über Schulgrenzen hinweg untereinander vernetzt sind und einen Wissenstransfer ermöglichen. „Die Politik muss die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen und das notwendige Geld zur Verfügung stellen, um die technisch notwendige Ausstattung flächendeckend zu gewährleisten und entsprechende Aus- und Fortbildungsangebote für Lehrkräfte aufsetzen zu können“, fordert Eugen Straubinger, ebenfalls Bundesvorsitzender des BvLB.

Zu diesem Schluss kommt auch die DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte und sagte bei der Präsentation des Ausbildungsreports 2019: „Zu einer guten Ausbildung gehören eine bessere technische Ausstattung und die Vermittlung von digitalen Kompetenzen ebenso dazu, wie besser qualifiziertes Lehrpersonal und Breitbandanschlüsse für die beruflichen Schulen“. Nur ein Drittel (34,9 Prozent) der befragten Auszubildenden beurteilt die digitale Ausstattung ihrer Berufsschule als sehr gut oder gut. Ebenfalls ein Drittel (32,7 Prozent) sieht sich durch den Berufsschulunterricht nur ausreichend oder mangelhaft auf den Umgang mit digitalen Medien und Technologien gerüstet.

Nur 54 Prozent der befragten Jugendlichen sehen sich während ihrer Ausbildung gezielt darauf vorbereitet, digitale Technologien auch zu nutzen. Mit der Dauer der Ausbildung sinken diese Werte sogar noch. Während im ersten Lehrjahr noch mehr als drei Viertel (75,3 Prozent) der Auszubildenden optimistisch sind, was ihre Vorbereitung auf die digitale Arbeitswelt angeht, sind es kurz vor der Abschlussprüfung nur noch 60 Prozent (60,4%). Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagte in Berlin: „Diese Zahlen machen uns Sorge.“

Der BvLB unterstützt die Forderung des DGB ausdrücklich, dass die Mittel aus dem Digital-Pakt von Bund und Ländern schnell und unbürokratisch an den beruflichen Schulen ankommen müssen. Überdies gilt es, das betriebliche Ausbildungspersonal besser zu qualifizieren. Die Ausbildereignungsverordnung (AEVO) sollte dafür dringend modernisiert werden. Denn nicht nur die beruflichen Schulen müssen bei der Digitalisierung besser werden, sondern auch die Unternehmen, die das Thema viel stärker im Arbeitsalltag verzahnen müssen.

Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. vertritt in Deutschland über 39.000 Lehrerinnen und Lehrer.

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